Die Hermeneutik hat ihre Wurzeln in der Antike, besonders in der Interpretation homerischer Texte. Hier übersetzte schon Götterbote Hermes den Willen der Götter in menschliche Sprache, damit die Sterblichen diesen Willen auch zu verstehen vermochten und ihn nicht missverstanden.
Der hermeneutische Zirkel
Das Verstehen des Sinns kultureller Äußerungen (Darstellungen, Kunstwerke, Texte usw.) ist an bestimmte Vorbedingungen (Vorwissen und Vorannahmen, Werturteile, Begriffsschemata usw.) von Interpreten gebunden, die im Regelfall nicht mit jenen der Produzenten deckungsgleich sind. Der Prozess der Annäherung beider „Verstehenshorizonte“ ist fortschreitend und schließt niemals ab. Die Vorstellung eines Zirkels (d. h. einer Kreisbewegung) entspricht dabei der Tatsache, dass es keinen objektiven, von sicherem Standort beginnenden und linearen, direkt zielführenden Weg zum Sinn eines Textes oder Kunstwerks gibt, sondern der Verstehende sich erstens bereits in einer verstehenden Annäherungsbewegung befindet und sich dabei zweitens, wenn er sich nicht ohnehin nur „im eigenen Kreise dreht“, dem Verstehensziel bestenfalls in einer Spiralbewegung annähern kann, ohne doch je zu einem vollständigen „Verständnis“ des Objektes seines Interesses gelangen zu können.
Die These vom hermeneutischen Zirkel als Voraussetzung der hermeneutischen Methode wurde wohl erstmals von dem Altphilologen Friedrich Ast (1778–1841) aufgestellt und 1808 veröffentlicht:
Die hermeneutische Methode
In der Erkenntnistheorie ist vor allem der von Martin Heidegger in Sein und Zeit dargestellte Ansatz bedeutsam geworden, der den hermeneutischen Zirkel „ontologisch“ begründen will.[2] Danach liegt der Anfang des hermeneutischen Zirkels in einer ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit. Nur weil der Mensch „immer schon“ in der Wahrheit seines Seins stehe, könne er die Wahrheitsfrage über den Sinn seines Menschseins stellen und diese weiter ausbauen. Demzufolge ist jede Aussage, die von einem Individuum getroffen wird, für dasselbige ein hermeneutischer Zirkel, da dieses sowohl die Wahrheit als auch die „Erkenntnis“ der Wahrheit schon innehat, oder anders formuliert, sich die Frage nach der Wahrheit nicht stellen kann, da es diese ja schon ist. Diese Auffassung hat Hans-Georg Gadamer in seiner Hermeneutik weiterentwickelt.
Grundlage der Interpretation ist die Ergriffenheit des Lesers.
Für unseren Forschungsschwerpunkt "Geschichte der Physik" ist unser gut ausgestattetes Historisches Labor der zentrale Ort. Hier finden sich neben einer Sammlung von Nachbauten historischer Apparaturen auch einige Originalgeräte.
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